Abschied vom Norden und Umkehr
Gestern Abend zogen dicke Wolken auf. Endlich Regen? Seit Ende Dezember war kein Tropfen auf die Erde gefallen. Wir hatten Hoffnung, denn es war so finster wie noch nie ... Weil "unserem" Puesto ein Teil des Daches fehlte, packten wir vorm Schlafengehen alles regensicher ein. Über Nacht nieselte es leicht. Auch am Morgen war ein leichter Nieselregen zu hören. "Wer im Regen sattelt, wird in der Sonne reiten..." ... Rolands Weisheiten :-). Aber es war so. Der Himmel zog, ohne dass die Erde wirklich nass geworden wäre, auf. Patagonisches Wetter kann man kann nicht vorhersehen. Alle Regeln, die wir von Europa kennen, sind hier unwirksam. Auch Einheimische halten sich mit Prognosen sehr zurück. Man weiß, wie es gewesen ist. Wir verabschiedeten uns von unseren Gastgebern herzlich. Mit der Option, jederzeit wiederkommen zu dürfen und auch die Pferde über den Winter in die Obhut der Familie geben zu können, reiten wir los. Nach zwei Kilometern erreichen wir den Campingplatz am Westufer des Lago Norquinco. Wie alte Bekannte wurden wir von der Mapuche-Familie begrüßt. Wir kauften Lebensmittel und gönnten uns ein Bier. Ein Deutscher namens Schneider brachte die Braukunst nach Argentinien, informierte das Flaschenetikett. Wir überquerten den Arojo Pilhue und waren wieder im Nationalpark Lanin. Wir ritten durch den Wald abgebrannter Pehuenien. Vor genau einem Jahr kam die Feuerbrunst aus Chile und walzte die komplette Seeseite nieder. Wir stiegen das Tal des Coloco hinauf. Es war wesentlich kühler als bei unserem Ritt in die Ebene hinein. Auf der Malline de Chufquen kamen uns zwei Pferde entgegen. Der Schimmel galoppierte mit wehendem Seil. Offenbar hatte er sich losgerissen. Der Schwarze war halferlos und folgte ihm. Sie hielten kurz inne und betrachteten uns. Der Gaucho verfolgte die beiden seelenruhig mit seinen Hunden. Er hatte heute nichts mehr vor. Wir überlegten kurz, die Nacht hier zu verbringen, denn das Futter stand gut. Es würde aber sicher saukalt werden. Wir stiegen bis zu Pampa de Castro ab und bauten unser Lager diesmal außerhalb des Waldes auf.
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