Lanin - Fazination und Entsetzen
Der Wecker klingelte 5 Uhr. Pünktlich 7 Uhr stand Salvador mit dem gesattelten Pferd bereit. Wir ritten sehr zügig das Tal hinauf. Im Bereich der Strauchschicht musste der Weg oft mit der Machete freigeschlagen werden. Es war schon lange keiner mehr hier. Die letzte Etappe vor dem Pass war steil und steinig. Ich führte Söckchen. Er war sehr skeptisch und fragte immer nach, ob das noch der richtige Weg ist. Schließlich wuchs hier nichts mehr...
Planmäßig standen wir halb 12 auf dem Pass. Wow! Direkt vor dem Lanin, eine Sicht bis Chile. Wir konnten den schneebedeckten Villarica sehen... Es war windstill und warm. Salvador drängt zum Weiterritt. Ja wir haben noch fast 1,5 Stunden hier oben vor uns. Es sind noch zwei Canons zu überwinden und der Abstieg... In meinen Gedanken mischten sich Faszination und Entsetzen. Für kurze Zeit haben wir Salvador verloren. Er war viel weiter unten am Berg. Den Canadon mussten wir weiter unten passieren. Oben waren Eisflächen, auf denen die Pferde rutschen könnten. Schließlich standen wir an einer sehr steilen Geröllflanke. Salvador beschrieb uns den weitern Weg. Von hier mussten wir allein weiter. Wir bleiben noch eine Weile still gemeinsam stehen und beobachteten den Flug der Condore, die uns neugierig umkreisten. Zum Greifen nahe! Gegen 13 Uhr verabschiedeten wir uns von Salvador. Es war auch für ihn ein beeindruckendes Erlebnis. Wir stiegen die Geröllflanke ab. Es ging viel besser, als ich befürchtete. Die Pferde stiegen besonnen Schritt für Schritt hinab. Unsere Heldenpferde!.
Danach liefen wir über eine flachere Lavaebene bis zu der „weißen Stelle“, die uns Salvador von oben zeigte. Ab hier sollte es einen Senda (Pfad) geben. Die von der Ferne weiß scheinende Fläche waren abgestorbenen Bäume. Es hatte vor einigen Jahren einen Brand gegeben. Einen Pfad gab es nicht mehr. Roland suchte eine Weile nach einem möglichen Abstieg. Es war ein steiles Stück. Wir kletterten durch den zerstörten Wald. Auf einer kleinen Lichtung pausierten wir. Die Pferde hatten mächtig Hunger. Wir auch. Nach 10 Stunden kamen wir müde, aber glücklich bei der Guarda Parque am Tromen an. Wir waren so stolz auf unsere Pferde! Es ist schon verrückt, mit den Pferden in solchen Höhen herumzuklettern. Es war sehr, sehr beeindruckend. Abenteuer - das hatte ich doch gesucht. Mein Bedarf war an diesem Tag übererfüllt. Ich war froh, dass wir alles so gut und ohne Verletzungen überstanden hatten. Abenteurer Roland schmunzelte über meine Bedenken. Die Pferde bekamen bei der Gendarmerie eine Koppel mit gutem Futter und Wasser vom Laningletscher. Wir richteten uns auf dem Zeltplatz „Camping Agreste Tromen“ ein.
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