Rückzug am Rio Cholila
Wir folgen dem Rio Blanko, später dem Rio Cholila flusaufwärts. Über große Mallines ist der frisch matchetierte Pfad gut zu finden. Die Gauchos arbeiten zur Zeit daran, den Weg offen zu halten. Unterwegs entdecken wir Motorsägen und Kraftstoff. Überall fallen frische Schnittstellan an den Bäumen und Sträuchern ins Auge. Heute aber ist außer uns keiner unterwegs. Die Gauchos haben bestimmt Weihnachtsferien. Wir verlassen den Fluss. Bevor der Pad abzweigt, hängen an einem Baum zahlreiche Plastikflaschen zum Wasser auffüllen. Aha, dort oben ist kein Wasser. Wir lassen die Pferde am Fluss saufen und füllen unsere Wasserflaschen auf. Ein kurzer, sehr steiler Aufstieg bringt uns zu einem neu angelegten Puesto. Es scheint, als sei ein großer Arbeitseinsatz geplant. Der Pfad zu den Mallines am Ende des Tals des Rio Cholila, die Roland unbedingt erkunden will, soll frei geschlagen werden. Nach dem Puesto verlieren wir den Weg, der sich in unzählige Kuhpfade aufsplittet. Wir steigen zum Fluss ab und folgen diesem einige Zeit. Wie angenehm die kühle Luft ist. Ich atme durch. Doch schon geht es weiter steil bergauf. Die Sonne knallt gnadenlos auf den unbeschatteten, wasserlosen Hang. Ein Blick ins Tal hinauf, wo Roland die Mallines vermutet, sagt mir, das wir hier noch stundenlang suchen werden. Alles in mir wehrt sich, diese abgelegenen Mallines, die es eventuell gibt und die eventuell richtig gutes Futter haben, zu suchen. Es wird immer später und die Kuhpfade unübersichtlicher. Der Hang ist steil, der Aufstieg mühevoll. Für unsere drei ist kaum Futter vorhanden. Und ich verglühe in der Hitze. Die Pferde haben bestimmt auch Durst. Wie bin ich froh, als Roland gegen 17 Uhr einsieht, dass wir, ohne den Weg zu kennen, heute keine Chance haben und traurig sein Vorhaben abbricht. Unser Rückzug erleichtert mich wirklich unheimlich, aber gleichzeitig habe ich ein schlechtes Gewissen, die „Abenteuerbremse“ zu sein. Zurück an „unserem“ Puesto bauen wir das Zelt in der Dämmerung auf.
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