Wäschewaschen beruhigt
Der gestrige Tag war anstrengend. Irgendwann stand ich auf und holte Wasser für die Pferde.
Dann setzte ich mich in die Sonne, um irgendwie zu mir zu kommen. Es gibt harte Momente auf so einer langen Reise. Wir waren über zwei Monate unterwegs - vierundzwanzig Stunden jeden Tag miteinander. Nicht nur unser Weg führte uns über Berge und durch Täler. Auch wir als Paar erlebten ein Auf und Ab. Wir spürten beide, im heutigen Tag eine Entscheidung lag... Wir hatten keine Eile. Keiner wollte irgendetwas überstürzen. Es war ein bedeckter Vormittag, nicht zu heiß. Wir nahmen unter dem einzigen Baum, der in der Nähe war Platz und frühstückten ausgiebig, dann badeten wir im Fluss und wuschen Wäsche. Die einfachen Dinge des Lebens beruhigten unsere Gemüter. Am späten Nachmittag brachen wir auf und setzten unsere Reise gemeinsam in Richtung Mapuche Comunidad fort.
Eine ältere, sehr freundliche Gaucha, die erste, die ich auf einem Pferd sah, trieb ihre Kühe grad aus dem Coral. Sie waren zum Melken dort zusammengetrieben worden. Es war auch die erste Begegnung mit Kühen, deren Milch genutzt wurde. Wir kauften Käse. Eine Art Frischkäse oder fest gewordener Quark. Der Geschmack war für uns ungewohnt. Doch dann sehr lecker. Wir ritten weiter. Heute wollten wir Luis finden. Er kennt einen Weg über die Berge, ohne dass wir "verbotenes" Privatland der Estancia La Ofelia betreten mussten. Der Weg zu ihm wurde immer länger. Eine geschlossene Tranquera bescherte uns einen Umweg von sieben Kilometern. Aber dadurch kamen an das Ufer des Lago Quillen - auch gut. Der Zeltplatz war verwaist, die Saison vorüber. Das Gras stand recht gut. Zur Not hätten wir hier übernachten können.... Auch bei der Guarda Parque ritten wir vorbei. Es schien als bemerkte uns nur das Pferd, das aufgeregt nach unseren dreien wiehrte und uns am Zaun folgte. Kurz darauf aber überholte uns der Pickup der Guarda Parque und ein junger, sehr streng blickender Ranger forderte unsere Legitimation.
Die kramten wir hervor. Außerdem erklärten wir, dass wir nicht auf dem Huella Andina geritten sind, sondern den Weg auf privatem Land. Ja, aber nach Ruckachori wären wir im Nationalpark und auf dem Huella gewesen...Er blickte immer noch finster. Roland kramte den Meldezettel von Julia, der Rangerin vom Ruckachoroi raus. Wir hatten uns ja dort (das erste Mal) registrieren lassen. Aber auch das machte den jungen Mann noch nicht froh. Sofort funkte er Julia an. Sicher wunderte sie sich, denn auf unserem Rückweg hatten wir uns den Weg zur Guarda Parque, einen Umweg von 5 Kilometern, gespart. Aber sich bestätigte wohl, dass wir dort waren und endlich ließ er uns ziehen. Kurz darauf kamen wir bei der Gendarmeria vorbei. Dort stand er wieder und diskutierte mit einem Uniformierten.
Als wir auf Höhe der Einfahrt waren wurden wir fotografiert. ... ein Fahndungsfoto ;-) ?. So, nun wussten alle von der GP, dass wir uns auf dem Rückweg befanden. Gut oder nicht? Keine Ahnung. Wir müssen ein zweites Mal den Lanin queren. Der Alternativweg über Chile ist noch ungewisser. Die Prozedur, mit Pferden über die Grenze nach Chile zu reiten ist so kompliziert und zeitaufwändig, dass es keiner tut. Chile ist frei von Maul- und Klauenseuche. So müssten die Pferde in Quarantäne. Die Anzahl der Tage ist ungewiss, wir haben unterschiedliche Angaben erhalten von 3 Wochen bis 40 Tagen. Noch problematischer aber ist der Papierkram. Man muss ein Packet von Formularen in das Ministerium nach Buenos Aires senden und warten ... Wer Argentinien kennt, suche eine andere Lösung. Und ohne Legitimation zu reiten, ist gefährlich. Im schlimmsten Fall werden die Pferde erschossen. Nein, das wollen wir auf keinen Fall riskieren. Mittlerweile hatten wir das Haus von Luis erreicht. Roberto saß im Traktor und wollte losfahren. Nein Luis ist nicht da, er kommt aber heute Abend. Roberto ist unschlüssig, ob er uns aufnehmen darf. Doch irgendwen hat er gefragt und lässt uns im "Parque" zelten und die Pferde fressen. Der Parque ist ein mit viel Aufwand erkämpftes Stück Grün an der Scheune. Es wird, wie alles was noch grün ist, ständig beregnet. Es ist wieder einmal weit und breit das beste Futter, was zu sehen ist. Meist wird das mit so viel Aufwand dem trockenen Boden abgerungenen Grün mit dem Rasenmäher auf eine "englische Rasenlänge" getrimmt. Irrsinn, bei dieser Trockenheit. Die Pferde stehen nebenan und fressen "Heu am Halm". Wir sind glücklich, dass unsere drei das Privileg nutzen dürfen. Zunehmend findet Roberto unsere Gesellschaft angenehm. Sogar die ehemalige Gaucho-Wohnung mit Banjo, Strom und kaltem Wasser dürfen wir nutzen. Am Abend fuhr Roberto für uns mit seinem Moped einkaufen. Die Ausbeute war mager: Dosenfleisch und Bier. Besser als gar nichts. Roberto wollte Fleisch braten und mit uns teilen. Ich knetete rasch Brotteig, denn wenn der Ofen einmal angefacht ist, ist die Gelegenheit günstig. Rolands Beschreibung, wie das Stück vor dem Braten aussah, hielt mich davon ab, es am Abend mit den beiden zu essen. Während wir weiter auf Luis warteten, saßen wir zusammen und tranken Bier. Er wird schon noch kommen... Am späten Abend fuhr ein Auto mit Hänger auf den Hof. Nein, auch das war Luis nicht. Es war Fiedel. Fiedel arbeitet für Alexanders Vater. Seine Stute war in Alumine zum Decken. An diesem Abend ließ er sich wieder zurück nach Quillen fahren. Um zu seinem casa in den Bergen zu reiten, war es zu spät. Er verbrachte die Nacht bei Roberto. Wir könnten morgen mit ihm kommen. Er kennt einen Weg ins Valle de Magdalena, ohne über das "verbotenen Land" zu reiten. Super! Auch ohne Luis kommen wir weiter.
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