Im Laufschritt zum Gate
Die Abreise war sehr stressig – wie so oft, kommen zusätzliche Aufgaben zu unmöglichen Zeiten. Eine Woche vor der Abreise verdichtete sich alles und gipfelte darin, dass ich mein Auto zu Schrott fahre. Krach. Normalerweise ein Anlass zum Innehalten, doch der Flug ist gebucht und Einiges noch in die Reihe zu bringen.
Im ICE nach Frankfurt konnte ich das erste Mal durchatmen. Die drei Stunden Zeit von der Ankunft des Zuges bis zum Abflug drehen das vorgelegte Taktmaß um einige Einheiten herunter: Entspannung. Im Zug schreibe ich meine Weihnachtspost und schleppe nur noch wenig Unerledigtes im Handgepäck mit. Der Officer reißt mich aus diesem relaxten Zustand. „ Ohne Visum kein Flug“, hinderte er uns streng am Check-In. Das ist uns bekannt, wer länger als 90 Tage in Argentinien ist, braucht ein Visum. Das umgehen wir, indem wir nach drei Monaten aus Argentinien aus- und später wieder einreisen. Das war der Plan, der bei der letzten Reise funktioniert hat . Der Officer nickte. Er versteht das, aber dem neue Programm auf seinem PC kann er das nicht erklären. Das ist unbestechlich und will eine Ausreise nachgewiesen bekommen. Der freundliche Mann am Schalter gab sich Mühe, uns zu helfen und hatte einige Tipps auf Lager: Den Rückflug kostenpflichtig umbuchen, eine Busreise von Argentinien nach Chile buchen, Reisebüros gibt’s genügend am Flughafen, eine Hotelbuchung zur passenden Zeit außerhalb von Argentinien würde auch schon reichen... Unser Zeitpolster schmilzt dahin. Eine Stunde vor Abflug zieht Roland mit unseren Passen los und will das regeln. Ich warte mit unserem Wagen voller Gepäckstücke in der Nähe des Schalters und bin froh, dass ich wenigsten die Weihnachtspost in den Briefkasten werfen kann, der direkt vor mir steht. Nach 20 Minuten kommt Roland im Laufschritt zurück. „Los, los wir müssen uns beeilen.“ Wenn Roland derartige Sätze formuliert ists echt knapp. Wir regeln alle Formalitäten und die nette Dame am Schalter entlässt uns mit den Worten: Sie liegen nicht gut in der Zeit. Noch 2 km bis zum Gate, sie müssen sich beeilen.“ Die Menschentraube am Zoll war schon durch. „So was habt ihr noch nicht gesehen“, kommentierten die Beamten unser Gepäck und machen Späße über Hufkratzer, Koppelstangen und Weidezaungerät. Wir passieren eine gründliche Leibesvisitation. Kurz darauf sinke ich erleichtert in den Sessel der Boing 747... In dreizehn Stunden Flug passieren die Ereignisse der letzten Tage und Wochen meinen Kopf. Ich fühle mich eigenartig distanziert, als sei ich ein außenstehender Beobachter.
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