Neue Gewohnheiten brauchen Zeit
Eine Menge Menschen in meinem Umfeld leiden unter enormer Zeitnot. Sie sind dem Diktat ihres Terminkalenders kaum noch gewachsen. Sie hecheln durch die Woche, um atemlos das Wochenende zu erreichen.
Dazu kommen im Minutentakt digitale Peitschenhiebe, die eine vermeintlich ständige Verfügbarkeit einfordern.
Ich habe eine Weile gebraucht um beispielsweise Mail-Benachrichtigungen auf meinem Desktop zu deaktivieren. Die ständigen Ablenkungen haben mich immer wieder aus meinem Thema gerissen. Konzentriert und aufmerksam zu bleiben, war ein Kraftakt.
Nicht nur der Takt unserer Arbeitswelt wird schneller, auch unsere Freizeit rast dahin. Neulich habe ich eine Einladung zu einem spontanen Treffen in einem Cafe bekommen. Gerade war ich noch am Überlegen, drängelte mich nächste Nachricht mit drei Fragezeichen. Keine Minute war vergangen. Alles ist atemlos. Alles wird immer schneller. Immer unmittelbarer. Die Digitalisierung treibt uns vor sich her.
Kein Wunder, dass immer mehr Menschen an Ausstieg denken. Zumindest einem auf Zeit. Die Sehnsucht nach Ruhe wird immer mehr zu einer Flucht vor dem Bedrängtwerden.
"Die hohe Bewertung der Minute, der Eile, als wichtigste Ursache unserer Lebensform, ist ohne Zweifel der gefährlichste Feind der Freude. ... Leider hat sich diese Hast des modernen Lebens längst auch unserer geringen Muße bemächtigt, unsere Art zu genießen ist kaum weniger nervös und aufreibend als der Betrieb unserer Arbeit. `Möglichst viel und möglichst schnell´ ist die Losung. Daraus folgt immer mehr Vergnügen und immer weniger Freude."
Mehr Vergnügen mit weniger Freude ... Wie treffend das Hermann Hesse schon vor 120 Jahren aufschrieb.
Gibt es einen Ausweg? Natürlich. Das Problem sind ja nicht die Zeit oder die Digitalisierung an sich. Mit wenigen Handgriffen kannst du dir mehr Ruhe verschaffen.
Ich habe alle Töne und visuelle Benachrichtigungen für eingegangene Nachrichten von sozialen Medien und E-Mails auf dem Smartphone und dem Laptop deaktiviert. Und tata - schon werde ich weniger abgelenkt und werde mit mehr Konzentration und Ruhe beschenkt. Es besteht die Gefahr, dass du trotzdem ständig auf das Display schaust? Lege für dich Zeiten fest, in denen du "darfst". Du glaubst ja nicht wirklich, dass Nachrichten stündlich abgerufen werden müssen? Wichtige Botschaften werden dich erreichen.
Nicht aufs Handy schauen ist für einige eine anspruchsvolle Aufgabe. Ich mache es dir leichter: Vier Stunden "Digital detox" im Wald an. Das ist doch schon mal ein Anfang, Gewohnheiten zu verändern.
Beim Gang durch den Wald aktivieren wir unsere Sinne. Sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen. Einfache Übungen schulen deine Achtsamkeit und versetzen dich in eine andere Welt - du wirst eine unmittelbare Freude empfinden. Anstatt über das kalte Display deines Smartphones zu wischen, wirst du Moos und Baumrinde tasten und vielleicht zum ersten Mal den Unterschied zwischen einer Buche und einer Eiche fühlen.
Termine findest du auf www.waldbaden-sachsen.de.
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