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Allein durch die Anden

So lautete damals, 2015 die Überschrift in der Zeitschrift CAVALLO über unseren Ritt durch die Anden. Dass ich sieben Jahre später wirklich allein mit meinen Pferden losziehe, hätte ich damals nie für möglich gehalten.

Am 16. Januar bin ich gestartet und gestern im kleinen Ort Caviahue am Vulkan Copahue angekommen. Meine erste Allein-Woche liegt hinter mir. Und mein Herz strahlt.

Allein unterwegs sein heißt mehr Arbeit, denn ich bin eben für alles zuständig. Langsam formt sich ein Rhythmus und nötige Veränderungen klopfen an. Heute habe ich am Packsattel gebastelt und Gewichte in den Packtaschen optimiert. Dank Annes Hilfe vom Sattelteam Lehmeyer konnte ich die Polsterung vom Packsattel anpassen, so dass der kleinen Candela nichts drückt. Sie macht das so großartig. Ich bin richtig glücklich mit ihr.

Überhaupt sind meine beiden Begleiter ein wunderbares Team. Sie sind geduldig, warten bis ich alles auf- oder abgepackt habe. Folgen meiner Wegsuche hin und her, machen Vorschläge wie es weiter geht - besonders Söckchen, der hier schon einmal unterwegs war. Wir sind wirklich ein gutes Team. Und abends, wenn ich beide zufrieden Gras rupfen höre, schlafe ich zufrieden ein.

Ich habe keinen Zeitplan - außer, dass Ende März mein Flieger nach Deutschland geht. Ich lasse mich treiben. Wir halten an fast jeder Futtermöglichkeit. Die Pferde knabbern und ich lasse meinen Geist durch die atemberaubende Landschaft reisen. Ich folge, neben der im GPS programmierten Strecke den Zeichen und meiner Intuition. Umwege führen mich an einem stürmischen Abend zu einem wundervollen Übernachtungsplatz,den ich nicht gesehen hätte, wäre ich dem Plan gefolgt. Immer mehr wächst mein Vertrauen, dass alles was kommt, richtig ist.

Ich hatte mich verfitzt und stand nach einem Aufstieg im falschen Tal. Der GPS Punkt war nur 600 m entfernt - aber eben im anderen Tal. Ich war unschlüssig - soll ich zurück? Das ist so weit? Oder einefach auf diesem Weg weiter gehen? Vielleicht treffen sich ja beide Täler wieder?

Mir fehlte der letzte Mut zum Vorwärts ins Ungewisse und ich war dabei wieder abzuteigen. Plötzlich johlte es hinter mir. Ein Gaucho mit Hunden stand auf der Bergkuppe und kam in meine Richtung. Was für ein Glück. Secundo hatte offenbar nichts weiter vor und begleitete mich ein Stück des neunen Wegs. Und tatsächlich trafen sich beide Täler.Beim nächsten Mal traue ich mich vielleicht auch allein einfach vorwärts, statt zum sicheren Bekannten zurückzukehren. Ich tauche in die Landschaft ein, verschmelze mit ihr und werde Teil von ihr. Noch gibt es Bäume - die riesigen Araukarien. Sie kennen die Welt von Anbeginn an, als es noch ein Kontinent war, Gondwana.Sie schenken mit das Gefühl einer Selbstverständlichkeit mit ihnen zu sein. Großmütterlich wiegen sie ihre ausladenden Äste im Wind und verheißen eine reiche Ernte der Nüsse. Dann bin ich schon wieder zu Hause, wenn die fettreichen Früchtre zur Erde fallen und Nahrung liefern. Damals für die Bergbewohner überlebenswichtig im Winter. Doch die Großmütter brauchen die Großväter, sonst gibst keine Früchte. Auch wir sind ein gemischtes Team, männliche und weibliche Energie. Es passt gut zusammen. Söckchen, der sich auf den vergangenen Reisen dem Jefe untergeordnet hat, entwickelt neue Qualitäten. Auch er darf einen Schritt weiter gehen, in seine Größe wachsen. Ich bin so stolz auf ihn. Er ist mit seinen über 7000 Gebirgskilometern ein erfahrenes Wanderreitpferd und eine echte coole Socke. Canela ist eine Stille. Sie strahlt eine so tiefe Weisheit aus und ist ist in ihrem Sein tief verwurzelt. Ich glaube, wir drei sind ein unaufgeregtes Team, das bereit ist für weitere Herausforderungen.Auf dieser Reise ist nicht alles geplant, ich vertraue dem Leben, dass ich genau das erlebe, was ich brauche. Und ich habe das tiefe Bedürfnis mich diesen Erfahrungen hinzugeben. Ja, es ist eine zutiefst weibliche Reise.Allein reisen öffnet neue Freiheiten. Die Freieheit den ureigenen Weg zu gehen, dem Leben zuzuhören und in tiefen Kontakt mit pachamama zu kommen.Da ich immer wieder in Kontakt mit der indigenen Bevölkerung komme, lerne ich einige Worte Mapudung. Als hätte ich nicht schon mit spanisch genug zu tun ;-). Heute durfte ich ich ein live Interview im Radio geben - das war schon echt spanisch...

Vor dem Regen

Tandem

Ich helfe bei der Arbeit

Zuhause für eine Nacht

Meine Helden

Caviahue erreicht

Mein Regenunterschlupf

Zwei Regentage darf ich in einem Puesto verbringen und in das Leben der Familie eintauchen.

Morgen verlasse ich den Ort Caviahue in Richtung Berge. Ich freue mich so auf die weitere Reise mit meinen beiden Helden Canela und Söckchen, der nun zur Socke gereift ist. :-)

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