Cerro Plataforma - die Pferde sind weg
Ich möchte den Schlafsack gar nicht verlassen, so kalt ist es um die Nase. Der Blick nach draußen beschert eine eisig glitzernde Wiese. Dieser bizarre Anblick verlockt dann doch zum Aufstehen. Schnell brennt ein wärmendes Feuer und Kaffee ist bereitet. Heute lassen wir die Pferde allein in der ausreichend großen Koppel zurück und besteigen den ca. 1400 Meter hohen Cerro Plataforma. Er wirkt wie ein riesiger abgeschnittener Kegel mit einer Breite von 4 Kilometern. Ein ganzes Stück des Weges ist noch Pferde gängig. Doch die letzten paar Höhenmeter können wir nur zu Fuß besteigen. Wir klettern in einer Spalte den Felsen hinauf und genießen den gewaltigen Ausblick. Plötzlich ruft Roland:“Unsere Pferde sind frei!“ Waaas? Ich will´s nicht glauben. Tatsächlich sehe auch ich drei Pferde auf einer weit entfernten Malline grasen. Sofort absteigen? Selbst wenn es unsere Pferde sind, brauchen wir mindestens eine Stunde bis dorthin. „Es grasen hier oben doch auch die Pferde, die von den Gauchos hoch getrieben wurden“, versuche ich Roland zu beruhigen. Von einer anderen Stelle des Gipfelplateaus ist unsere Koppel einsehbar. Roland ist dorthin unterwegs. Ich folge ihm im normalen Tempo und sehe mich dabei nach den schneebedeckten Gipfeln im Nordosten um. „ Unsere drei grasen friedlich auf unserer Koppel,“ ist der erleichternde Zuruf. Jetzt widmen wir uns dem riesigen Plateau und der beeindruckenden Aussicht. Der Turbio liegt und zu Füßen und eine Sicht bis El Hojo und weiter. Vor uns liegt eine steinige Ebene von einigen Quadratkilometern Ausdehnung. Mittendrin eine Lagune. Mich zieht es zu den Schneegipfeln im Nordosten. Roland auf die gegenüberliegende Seite. Gut. Wir umrunden das Plateau und werden nach allen Seiten hinunter schauen können. An der Aufstiegskante fällt das Felsmassiv steil ab, vierzig Meter vielleicht. Gegenüber dem Massiv der Tres Picos fällt die Plataforma terrassenförmig ab. Dieser Teil interessiert Roland besonderes. Er will unbedingt den Durchbruch zum Lago Cholila finden. Alle Nachfragen haben ergebe, dass es keinen Weg gibt. Was heißt, dass man einen Weg erschaffen muss. Mit einer Motorsäge ist das möglich, doch mit unseren Mitteln, Machete, Hoffnung und Abenteuerlust, ziemlich anstrengend. Nachdem dieser Teil erkundet ist, ist es schon „tarde“ geworden und wir müssen an den Abstieg denken. Wir laufen quer über Fläche, um noch meine gewünschte Schneegipfelbesichtigung zu schaffen. Immer wieder halten wir an und bewundern Fossilien, die hier herumliegen. Muschelabdrücke, Pflanzenteile und vom Gletscher glatt geschliffene Bereiche. Eine eigene, faszinierende Welt, die wir hier oben finden. Die fossilen Pinguinknochen, die hier liegen, haben wir nicht gesehen. Wahnsinn, diese Geologie. Gegen fünf steigen wir ab und können schon von der Ferne unsere drei gemütlich grasenden Pferde sehen. Sie hatten einen Ruhetag mit besonders schöner Aussicht und sehr gutem Futter.
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