Versteckte kleine Welt in den Bergen
Bin ich froh, als Mario und seine Frau uns mit den Pferden abholen, um uns durch das „Wardo de Becki“ über den Fluss zu führen. Am Abend vorher hat sich Roland den Weg erklären lassen und kam mit einer abenteuerlichen handschriftlich gezeichneten Skizze von Mario zum Zelt zurück, was mir doch einiges Unbehagen bereitete. Nun mit Guida bin ich sehr entspannt und filme die Überquerung durch das teilweise bauchhohe Wasser mit ordentlicher Strömung. Wenn der Weg über die Sandbänke bekannt ist, muss der Fluss keine Angst bereiten. Bevor wir uns von den beiden verabschieden, zeigt Mario uns den Einstieg in den Pfad zum Lago Esperanza. Zu dieser abgelegenen Estancia gibt es nur zwei Wege mit dem Pferd und eine kleine Piste für ein Flugzeug. Ist das nicht unvorstellbar in unserer besiedelten Welt? Es ist Frühling und der Notro blüht. Die großen, knallroten Blüten überziehen ganze Berghänge. Was für ein Farbspiel. Die einzelnen faustgroßen Blüten bestehen aus 4-5 cm langen Blütenblättern, die diese roten Bälle zaubern. Was für ein wunderschöner Anblick, ich kann mich nicht satt sehen. Was für ein Glück, dass wir eben zu dieser Zeit hier sind. An der „Laguna de Jegua“, der Lagune der Stute rasten wir. Nur der Gesang einiger kleiner Singvögel unterbricht die Stille an diesem friedlichen Ort. Wir verweilen wortlos eine ganze Zeit und tauchen in diese Welt ein. Ich habe das Gefühl, dass auch unsere drei Pferde diese Ruhe genießen. Wir erklimmen eine kleine Anhöhe , auf die uns der weitere Weg führt. Oben muss ich stehen bleiben, weil ich von dem Anblick tief berührt bin. Ich möchte dieses Bild möglichst tief in mich einsaugen und diese Schönheit immer abrufen können: Vor mir liegt eine eigene fremde Welt, in der Ferne ist die Laguna Esperanza zu erkennen, die wie ein kleiner Tropfen auf einem waldenen Hügel eingebettet ist, die rechten Berghänge sind rot gefärbt und auf der linken Seite fällt das Tal steil zum Rio Bravo, der dort unten donnert, hinab.Der einsetzende Regen trägt einen Anteil zu dieser besonderen Stimmung bei. Ich nehme ein ungewöhnliches Gefühl von Freiheit mit. Nach neun Stunden erreichen wir im Regen das Puesto am östlichen Seeufer und werden freundlich von Nico aufgenommen und mit einer guten Portion Fleisch und Brot versorgt.
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