Verzicht - stattdessen zur Ruhe kommen
Gestern folgten wir dem Wanderweg, Huella Andina, stückweise. Von Aldea Escolar bis zum Schutzgebiet Lago Baguilt führt die derzeit südlichste Etappe des über 500 Kilometer langen Weges entlang der Anden. Wir haben weite Strecken von nördlichsten Punkt am Lago Alumine in Neuquen (2014/15) bis hierher beritten. Ein wunderschöner und einsamer Weg in den Bergen. Vor zwei Jahren begegneten uns sechs Menschen in vier Monaten – nicht überlaufen also. 😉
Unser Zelt steht am Aufstieg zur Laguna Baguilt. Um Söckchens Verletzung nicht über zu strapazieren verzichten wir auf den Umweg über die sicher herrlich gelegene Laguna unterhalb des großen Gletschers. Stattdessen legen wir einen Ruhetag ein. Unsere drei sind zufrieden und liegen faul in der Sonne, wenn sie nicht am Gras knabbern. Ich genieße die Ruhe des Nicht-Unterwegsseins und schlendere mit einem Falteimer schmutziger Wäsche zu Fluss. Que lindo dia … Alles kommt zur Ruhe...
Ich genieße es, am Morgen die Schlafsäcke und Matten nicht einzurollen, das Zelt nicht abbauen zu müssen. Das Unterwegssein kostet auch Kraft. Ich lasse mich jeden Tag, jede Stunde auf Neues ein. Seit über zwei Monaten. Dank meines Reisetagebuches kann ich die Eindrücke „ablegen“ und in gewisser Weise auch konservieren. Das erleichtert mir das Zur-Ruhe-Kommen und öffnet Schleusen für das neue Staunen am kommenden Tag.
Und ich komme zur Ruhe. Die aufregenden Begebenheiten vor der Abreise zu Hause rücken weiter in die Ferne. Meine Träume werden weniger. Das Gehirn hat aufgeräumt und vieles verarbeitet. Es liegt gut sortiert in den Schubfächern, weit hinten, so fühlt es sich an.
Heute Abend bauen wir unser Lager auf einer Trasse auf. Wir wissen nicht, warum diese geschoben wurden. Sämtliche Bäume sind auf einer Breite von vielleicht acht Metern entfernt. Es scheint als wäre dort ein Klee-Gras-Gemisch eingesät worden. Wir und auch unsere drei können dieses bis zum Pferdebauch reichende Schlaraffenland kaum fassen. Der einzige Nachteil: um Wasser zu holen, müssen wir ein gutes Stück laufen. Wir satteln Jefe und nehmen alle Wassergefäße mit zu unserer Wanderung zum Fluss. Dort saufen die Pferde und wir beladen Jefe mit Wasserflaschen und Ortlieb-Wasserbeuteln.
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