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Weiter und Weihnachten

16. Dezember

Es war schon am Vormittag heiß. Unser Weg folgte dem Rio Traful flussaufwärts. Heute wird ein langer anstrengender Tag – wir wollen den Paso del Cordoba (1300 m) überqueren. Leider gibt es zur staubigen Piste keine Alternative. Zum Glück sind kaum Autos unterwegs. Die Sonne brennt. Es geht beständig bergan. Die letzten Kilometer laufen wir. Gegen 18:30 Uhr stehen wir auf dem Paso del Cordoba (1300 m). Ein herrlicher Ausblick ... Bis zu unserem Nachtlager war es noch immer 2 Stunden. Schon von Weitem sahen wir mit Erschrecken, dass der Rasen gemäht war! Hilfe, was sollen unsere drei nun fressen?... Glücklicherweise hatte Oswaldo uns nicht vergessen. Im hinteren Bereich des Geländes stand noch genügend Gras. Absatteln, Putzen und kurze Rückenmassage ... die drei fühlten sich wohl und konnten sich von dem anstrengenden Aufstieg erholen. Wir auch. Mate, Torta fritas und Lagerfeuer. 17. Dezember Wir ritten die Piste entlang des Rio Caleufu. Mehrfach versuchten wir, der staubigen Straße zu entkommen. Aber entweder waren die Tranqueras (Tore) verschlossen oder der Zutritt zu den Estancias wurde uns verwehrt. Also weitere Pistenkilometer... Eine längere Rast legten wir bei der Guarda Parque am Rio Miliquina ein. Dort bekamen unsere Pferde Hafer und wir eisgekühltes Wasser. Guarda Parque (Nationalparkwacht) – ein Traumjob. Pferde werden für Kontrollritte im Gelände gehalten. Heu und Hafer sind immer vorhanden. Auch wenn unsere drei nun gut gesättigt waren, blieben wir gespannt, ob unser Haferdepot an der kleinen Kapelle, die wir am Abend erreichen wollen, noch gefüllt ist. Am Abend erreichten wir nach 24 Kilometern unseren Nachtplatz. Gut behütet hing unser Hafersack unversehrt am Balken der kleinen Kapelle. 18. Dezember

Nach nur einer Reitstunde erreichten wir Villa Meliquina. Mit dem Auto hatten wir schon erkundet, dass es hier gutes Essen und Internet gibt...Wir füllten die Packtaschen und unsere Bäuche und checkten die E-Mails. Dann ritten wir entlang des Lago Meliquina vorbei an blühten Luzernen. ... Söckchen fühlte sich zunehmend wohl mit der gibisslosen Reitweise und seiner neuen Freiheit. Ein Stückchen Arbeit für mich... Am Abend wurde es stürmisch, dicke Wolken zogen heran und nachts regnete es. 19. Dezember Unterhosenwetter – es hatte stark abgekühlt. Wir hatten 24 Pistenkilometer bis San Martin vor uns. Davor graute uns etwas. Seit Meliquina hatte der Verkehr auf der legendären Routa 40 merklich zugenommen. Wieder Erwarten gab es immer wieder kleine Pfade, die von der Quarenta abzweigten, so dass wir herrlich kleine Wege reiten konnten. Unterwegs luden wir noch unser zweites Haferdepot, dass wir an einem Hof abgeladen hatten, zu. Gegen 19 Uhr blickten wir von der Bergkette ins Tal hinab auf San Martin de Los Andes. Hier wollten wir einige Tage bleiben, um die weitere Route zu klären. Ein kurzer Anruf bei Uwe, den Roland vor zwei Jahren kennen lernte, genügte und wir hatten eine

Bleibe. Vor 30 Jahren wanderte er nach Argentinien aus und zog mit Pferden und Touristen durch die Berge...Mit leuchtenden Augen erzählte er uns von dieser wilden Zeit....Heute lebt er mit seiner Familie in San Martin und betreibt eine Pizzeria. Eine Kuckucksuhr in der Küche erinnert an seine Herkunft... In seinem riesigen Garten fanden unsere Pferde gutes Futter und wir ein (Sauna)-Dach über dem Kopf. Die nächsten Tage waren mit Streckenplanung, Erkundungen und Besorgungen ausgefüllt. Außerdem trafen wir unsere facebook-Freundin und Gaucha Amelia. Wir lernten die Estancia ihres Papas am Lago Lolog und ihre Pferde kennen. Unser Veterinario aus Bariloche rief an: Unsere Libretas (Pfderdepässe) könnten im San Martin im SENASA Labor abgeholt werden. Und tatsächlich, nach einer längeren Taxifahrt und mehreren ungläubigen Nachfragen hielten wir Montag, den 22.Dezember die Libretas aller drei Pferde in den Händen. Unser Ritt kann weitergehen.... 23. Dezember

Nach letzten Lebensmitteleinkäufen starteten wir in die Berge. Es ging gleich steil bergan zum Mirrador – einem herrlich Ausblick auf den Lago Lacar. Die gesamte Gegend ist Mapuche-Gebiet. Zwei Indianermütterchen bedienten eine Schranke und kassierten jeden Passanten ab – die Pferde waren frei ;-). Wir genossen den zauberhaften Ausblick auf den See und die Berge. Wir machten einen Zweikilometerumweg und bekamen in einer kleinen, sehr geschmackvollen Mapuche-Herberge gutes Essen und sehr liebevolle Bewirtung. Hier bemerkte Roland, dass er seine Kamera am Mirrador liegengelassen hatte. Alles Suchen, Fragen und Warten half nichts – sie blieb verschwunden. Eine herber Verlust für Roland– diese Reise ohne Fotoapparat L...Es war nicht zu erwarten, dass wir in der nächsten Zeit irgendwo hinkommen, wo es derartiges zu kaufen gibt. Am Abend kamen wir an einem wundervollen Ort – Laguna Rosales – an.

Wir verweilten einige Minuten ganz still und atmeten diesen verzauberten Anblick ein... Das gegenüberliegende Ufer war besiedelt – zwei Häuser. Vorsichtshalber wollten wir frage und nicht einfach unser Lager aufschlagen. Nach anfänglicher Ablehnung des Duenios durften wir dann doch eine große, schon eingezäunte Koppel mit Blick auf die Lagune beziehen. Als wir am Feuer saßen kamen Vater und Sohn der Mapuchefamilie und brachten und noch warme Torta Frittas (in Fett gebackene Hefeteigecken)...hm, waren die lecker. Ich bereitete gerade gebackene Holunderblüten zu und gab eine Kostprobe mit. 24. Dezember

Unser Plan war, von der Laguna direkt nach Norden zum Lago Lolog zu reiten. Trotz verschiedener Aussagen, es würde nicht gehen, zogen wir am Morgen los. Ein alter Weg deutete sich an. Ein heftiger, aber sehr schöner Aufstieg folgte. Mehrfach musste Roland mit der Machete den Weg für uns neu bahnen. Umgefallene Bäume versperrten den alten Aufstieg. Von oben hatten wir einen tollen Ausblick auf den Lago Lolog. Wir stiegen zum See ab. Dort waren einige Ferienhäuser und eine Gaststätte. Weihnachtsnachmittag – jetzt hatten wir uns ein Bier verdient! Die Gaststätte wurde noch für den Andrang nach Weihnachten und die folgenden Ferien hergerichtet und war cerrado – geschlossen. Doch das Bier bekamen wir. Am Nordufer ritten wir weiter in westliche Richtung ... als plötzlich ein weißer Pickup der Guarda Parque anhielt und uns stoppte. Oh,Oh ... wir waren gespannt. Jetzt entscheidet sich, wie unsere Reise weitergeht. Dürfen wir durch den Nationalpark reiten??? Es war Guillermo, der gerade nach Hause fuhr. Uwe hatte uns von seinem Telefonat mit ihm berichtet. Die beiden alten Rebellen unterstützten unser Vorhaben, denn es gab grünes Licht für uns. Uns war sehr bewusst, was wir für ein Glück hatten. Was für ein Weihnachtsgeschenk! DANKE! Guillermo erklärte uns den Weg zu seinem Guarda Parque Haus. Dort durften wir die Pferde unterbringen, Zelt aufschlagen und die Feuerstelle nutzen.

Am Lagerfeuer sangen wir „Oh du Fröhliche...“. Ja, ein bissel Heimweh hatte ich.... 25. Dezember Am Vormittag kam Guillermo. Er war an unserer Ausrüstung sehr interessiert. Er kannte sich in der Gegend des alten Vulkans Huanquihue und den Thermas super aus. Er war lange Zeit dort im Einsatz und gab uns wertvolle Hinweise zum Weg. Nach einigen Runden Mate mit ihm machten wir uns auf den Weg. Der Weg am Ufer entlang war anspruchsvoll, aber gut machbar.

An einigen felsigen Stellen mussten wir langsam klettern – aber unsere Pferde waren fit. Am Plaja Bonito machten wir Rast. Plötzlich tauchte aus dem Gebüsch ein einsamer Reiter mit Satteltaschen, Gepäck und Pistole auf. Das war ungewöhnlich. Ein Gaucho war das nicht. Der „Weihnachtsflüchtling“ hat den Heiligen Abend am einsamen Puesto Rincon de los Pinos verbracht und war auf dem Nachhauseweg. Das Pferd hatte er geliehen... Unser Weg führte uns teilweise durch einen „Gruselwald“. Vor 1-2 Jahren hatte es einen fürchterlichen Waldbrand gegeben. Es standen nur noch verkohlte Baumereste. Sanisa, Büsche und die Krautschicht wuchsen schon wieder. Dazu kam die Hitze durch die brennende Sonne. Die Feuerbrunst war fühlbar! Keine schöne Gegend. Am Abend kamen wir am Puesto Auquinco an.

Ein wunderschöner Platz am See mit Bäumen, blühenden Lupinen und einer „Uraltbaummajestät“.

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