Wenn die Seele ruft - Reisevorbereitungen
Bei der ungewollten, vorzeitigen und komplizierten Abreise im April 2020 sind unsere drei Pferde auf einer fruchtbaren Estancia außerhalb der Berge zurückgeblieben. Und die Hoffnung, möglichst bald wiederzukommen und die Reise fortzusetzen.
Es ist Herbst 2021. Das Jahr lässt die Blätter fallen und erinnert an das Loslassen.
2021 war für mich ein Jahr des Loslassens. Das zarte Streicheln von Söckchens Barthaaren konnte ich mir nur erträumen. Es gab keine Begegnung in der realen Welt. Erst in wenigen Wochen wird Argentinien seine Grenzen für Extranjeros, Ausländer, wie ich eine bin, wieder öffnen.
Mein Herz klopft wild. Eine große Sehnsucht brodelt in mir: Söckchen, die Anden, Weite und Freiheit, die Kondore, die Gauchos und all die lieben Menschen, die überhaupt möglich machen, dass derartiges Unterwegssein im Pilgermodus möglich ist. Wird es wieder so werden?
Die Welt ist eine andere geworden. Ich bin eine andere geworden. Die Menschen sind anders geworden.
Ich erinnere mich, wie sehr Medienberichte selbst in den abgelegenen Tälern der Anden Menschen verändert, verängstigt haben. Plötzlich blieben die Türen verschlossen und der Mate machte nicht mehr die Runde. Wir als Ausländer waren nicht mehr willkommen und selbst unsere Pferde wurden als gefährliche Virenüberträger vom grünen Gras ausgeschlossen. Nein, nicht überall.
Darüber denke ich nach. Ein wenig. Doch meine Sehnsucht ist größer als alle Bedenken. Alles in mir drängt zum nächsten Aufbruch. Den inneren Ruf kann man einige Zeit unterdrücken, weghören, überlagern. Verschwinden wird er nie. Er kommt aus der Seele und ist dringender als konditioniertes Kopfkino.
Also habe ich den Flug gebucht. Einen Streckenpfosten in die Zukunft geschlagen...
Es wird eine andere Art des Unterwegsseins werden. Allein.
Ich werde einige Beulen in meine Komfortzone schlagen müssen. Das gemütliche Hinterhertrotten hinter dem besten Wegefinder fällt weg. Ich muss meinen Weg allein finden.
Aber mal ehrlich: sind wir nicht alle genau dafür angetreten? Den eigenen Weg zu finden. Ohne in die fluffig ausgetretenen Pfade anderer abzugleiten? Eigene Erfahrungen machen. Eigene Fehler.
Das klingt nach Abenteuer und mein Herz hüpft.
Der neue Packsattel wird getestet. Test bestanden - wunderbar.
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