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Kommunikationsmarathon am Ruhetag

Heute machen wir nichts, fast nichts. Wir geben uns dem Trubel des Campingplatzes hin, lernen liebe

Menschen kennen und genießen die Gastfreundschaft der Mapuche. Maria, Antonio und Juan, die unseren chronischen Lebensmittelmangel kennen, haben uns zum Mittagessen eingeladen. Die drei aus der nahen Mapuche Comunidad betreiben den Campingplatz. Auf einem Lagerfeuer mit Parilla vor ihrer Hütte zaubeRn sie jeden Tag ein leckeres Überraschungsgericht: mal sind es torta frita, mal chorizo, manchmal wird pan casero verkauft. Für uns gibt es heute einen himmlischen Eintopf mit Schafsfleisch, Kartoffeln, Tomate, Möhre ... Das Beste, was wir seit Wochen gegessen haben! Danach wieder Mate. Es ist lustig, Roland lässt sich von jedem die Matezeremonie erneut erklären. Ja, es gibt feine Unterschiede. Und manchmal werden wir ganz schön "auf den Arm" genommen" von wegen rechts- oder linksherum. Wobei wir sehr schnell gelernt haben, rechts und links bei Wegerklärungen der Einheimischen zu hinterfragen und uns durch Handanzeige bestätigen oder eben widerrufen zu lassen. Viele scheinen eine  ausgeprägte Rechts-Links-Schwäche zu haben... Am Nachmittag finden wir uns bei lustigen, neunköpfigen Familie,

die mit ihrem alten Bus gemächlich von Zeltplatz zu Zeltplatz tingelt, wieder. Während der Matezeremonie werden wird mit Fragen gelöchert. ... Ob wir casado sind, wir tragen dieselben Ringe an der linken Hand. Die junge argentinische Ehefrau verrät augenzwinkernd, dass Eheringe am linken Ringfinger getragen werden, weil dessen Vene direkt in Herz und damit zur Liebe führt. Wir sind heute so begehrt, dass es fast schon anstrengend wird. Nach den vielen Wochen in der Einsamkeit fällt es mir schwer, diese Geschäftigkeit auszuhalten. Doch unsere Nachbarn sind feinfühlig und rufen den Kindern immer wieder lachend zu, sie sollen uns nicht zu sehr nerven. Am winzigen Almacen, dem Lebensmittelladen, soll es heute Abend Pizza geben. Eigentlich hinter dem Laden. Dort steht ein Pizzaofen aus Ziegeln und Blech. Die Anlieferung der Steine haben wir bei unserem Besuch Anfang Januar in freudiger Erwartung miterlebt. Wie überhaupt die ganze Besiedlung dieses kleinen Steinhauses mit der lockenden Aufschrift "Almacen" am Hausgiebel. Zwei Zimmerchen, eine Toilette. Auf einem kleinen Traktorhänger lag alles, was die Familie für die Zeit am Tromen zum Leben braucht: Im Wesentlichen ein Bettgestell mit Matratze und Wäscheberge. Bei unseren ersten Besuch hier warteten wir sehnsüchtig auf die Lebensmittellieferung. Wir wurden von Stunde zu Stunde vertröstet. Ganz enttäuscht erhielten wir am Abend die Nachricht, dass die Lieferung "manana" ganz bestimmt kommt. Umso größer war unsere Freude, nun ein florierendes Geschäft zu erleben. Strahlend mit Zahnlücke und immer gut gelaunt schmiss Luis, der junge Mapuche, den Laden. Ja, Pizza heute Abend. Zuvor kaufen wir fast den ganzen Laden leer. Das Angebot ist sehr überschaubar: Tomatenmark, Thunfisch in Dosen, Kekse und Wein. Uns gelingt, der Köchin, einer ebenso lustigen Mapucheomi, einige Zwiebeln, Möhren und Kartoffeln abzuschwatzen. Zwischendurch

erregte ein Expeditionsfahrzeug mit Berliner Autonummer unsere Aufmerksamkeit. Kurz darauf sitzen wir mit Christine und Wolfgang an einem der Tische vorm Almacen. Das Panorama des Lanin vor uns und Bier auf dem Tisch und den Pizzaofen hinter uns. Es ist herrlich den Abenteuern der beiden Berliner zuzuhören. Sie hatten vor Jahren die Zahlungsunwilligkeit eines großen Kunden zum Anlass genommen, ihr Geschäft zu schließen. Seitdem tingeln sie mit ihrem umgebauten IVECO durch die Welt. Einer Mischung aus Mut, Unbekümmertheit, Abenteuerlust und auch viel Glück hat die beiden schon aus einigen brenzligen Situationen gerettet. "Wir machen Urlaub 365 Tage im Jahr" das Lebensmotto der mobilen Aussteiger steht groß auf dem Wohncontainer.  Ich bewundere sie: Sie haben ein hartes Berufsleben als Handwerker hinter sich und versprühen so viel Tatendrang. Irgendwann reißen wir uns voneinander los. Wir wollen ja noch Pizza essen! Wir gehen die fünf Schritte hinter den Laden. Dort hocken einige junge Männer und Frauen um den Pizzaofen bei Bier und Würstchen. "Usted es demasiado tarde. No hay más de pizza", ruft und Luis zu. Waaaas? Enttäuscht schauen wir uns an, die Pizza ist schon alle. Luis weist uns zwei Hocher an der Hauswand zu. Wir sollen warten. Das klingt hoffnungsvoll! Antonia mit ihrer großen klebrigen Schürze strahlt uns an und schenkt Wein ein - Hauswein, selbstgemacht. Nach einer Weile wird ein Backblech aus dem Fenster gereicht. Die Familie ist satt. Wir bekommen die Reste der Pizza und sind überglücklich. Immer wieder kreist die Weinflasche, Chorizos werden gegrillt und der Ofen warm gehalten. Wir verbringen einen gemütlichen Abend mit der lustigen Mapuchefamilie.

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