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Mit den ersten Sonnenstrahlen standen wir gegen 6 Uhr auf. Nach

anderthalb Stunden hatten wir gefrühstückt und war alles gepackt und gesattelt. Fidels Pferd stand schon eine Weile abritt bereit hinter der Scheune. Wo war Fidel? Ich lief zum Haus. Dort wartete er auf Roberto, der einen Schlüssel holen wollte. Irgendwie hatte die Kommunikation doch nicht geklappt. Wir wollten ja gerade ohne Tore zu durchdringen weiterkommen... Ob denn der Weg über die Berge nicht ohne llave wäre? Doch, das ginge auch. Na dann los. Wir warteten nicht länger auf Roberto. Eine Stunde später als geplant waren Fiedel mit einem Reitpferd und seiner tragenden Stute und wir mit unseren dreien auf dem staubigen Weg in die Berge unterwegs. Es ging steil bergauf. Bevor

wir in den Wald eintauchten, hatten noch einmal einen schönen Blick zurück in das Tal des Rio Quillen und der Estancia Ofelia mit ihren Pinienaufforstungen. Diese stachen unnatürlich geometrisch vom übrigen Land ab. Einen kurzen Stopp legten wir an Fidels casa ein. Eine kleine Hütte mit Nebengelass in einem wunderschönen Hochtal. Die drei Hunde, die schon einige Tage auf ihn warteten, begrüßten uns mit lautem Gebell und wurden erst einmal versorgt. Die tragende Stute blieb am Haus. Dann ging es weiter, wieder steil bergauf. Fidel musste den Weg immer wieder suchen. So ritten wir ein Stück hin, wieder zurück, wieder hin. Offenbar war der Weg, den er kannte, völlig zugewachsen. Er entschloss sich, mit uns eine Schneise zu reiten, in

der gerade ein neuer Zaun gezogen wurde. Erstaunlich gut manövrierten sich die Pferde durch den am Boden liegenden Draht. Bald kamen wir auf einer Malline an. Unter den großen Südbuchen stand das Puesto. Fabian, der seit Januar für 4 Monate hier wohnt und arbeitet begrüßt uns herzlich und lobt unsere Pferde. Er staunte nicht schlecht, als Ro den Weidedraht für die Mittagskoppel spannte. Das Feuer loderte, Fabian machte Siesta. Das Matewasser war heiß und wurde aus den typischen Gauchotassen, einer Blechdose mit Drahthenkel, in den Mate gegossen. Fiedel packte Fleisch und Dosenbier aus seinen bunten Satteltaschen aus. Mit so einem zünftigen Asado hatten wir nicht gerechnet. Fabian genoss die Unterhaltung. Als "Teilzeitgaucho" lebt er

für 4 Monate allein am Puesto. Seine Familie blieb währenddessen im pueblo Alumine.  An einem Holzbrett der Hütte hat er mit Holzkohle das Datum seiner Ankunft und die jeweiligen Stückzahlen der Tiere, die er hier betreut aufgeschrieben. Zwei Bullen fehlten seit der letzten Zählung. Irgendwann wird er die suchen. Nach dem ausgiebigen Asado brachen wir auf. Immer wieder hatte Fiedel versucht, Fabian zum Mitkommen zu überreden. Aber seine Siesta war ihm heilig. Nein, er bleib am Puesto. Oh, oh und uns schwante: Er kannte den Weg nicht. Wieder ritten wir einige Male hin und her. Es störte uns nicht: Es war wunderschön hier. Wir tangierten einen alten Vulkan und hatten eine weite Sicht. Irgendwann konnte man

Fidels Aufatmen förmlich hören. Nun wurde er auch wieder gesprächiger: Er war den Weg vor 10 Jahren das letzte Mal geritten und hatte sich schlecht erinnert. Aber nun war die Erinnerung wieder da. Und nun legte Fidel an Tempo zu. Er musste ja den ganzen Weg wieder zurück. Wir stiegen ab und kamen bald am Puesto des Einsiedlers im Valle de Magdalena an. Hier verabschiedeten wir uns von Fiedel. Wir fanden einen sehr schönen Übernachtungsplatz am Fluss und hatten Zeit, den Sonnenuntergang zu genießen.

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